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Wintergrüße 1924


 

Zeichnungen von zehnjährigen Kindern vor bald fast 100 Jahren in der Schule.
Ein kostbarer Schatz verbirgt sich seit Jahrzehnten in der Schulgeschichtlichen Sammlung der FAU. Nun wird er gehoben. Das Dissertationsvorhaben von Regina Reimer beschäftigt sich mit den über 4.500 erhaltenen Kinderzeichnungen aus dem Schulunterricht des Reformpädagogen Wilhelm Daiber, mit der dahinter stehenden Didaktik und Pädagogik und dem historischen Kontext.

Volksschule Stein, 4. Klasse, 1925
Volksschule Stein, 5. Klasse, 1926

Die Zeichnungen sind von beeindruckender Qualität und Intensität: Themen der Jahreszeiten, Innenansichten von Wohnungen, Tiere, florale Motive und Weihnachtsmotive, Christbäume, Pelzmörtl. Wilhelm Daiber, Lehrer an der Volksschule Stein in den 1920er Jahren, hat sich geschworen, seinen Schülerinnen und Schülern zeichnen und malen zu vermitteln und zwar mit Freude. Er investiert in teure Farben und gutes Papier, bestärkt die Kinder darin, ihren eigenen Interessen nachzugehen, ihr eigenes Tempo und Augenmaß zu finden. Es ist vollkommen unwichtig, ob eine Kuh oder eine Blume oder auch der Nikolaus so aussehen wie etwa auf Fotos. Entscheidend ist für Daiber, dass die Kinder eigene Vorstellungen entwickeln, innere Sicherheit und echte Freude am genauen Beobachten. Tausende von Zeichnungen entstehen.

Weihnachtsbaum, gemalt von einem 10jährigen Jungen an der Volksschule Stein, 1925

Irgendwann beginnt Daiber die Kinder genau zu beobachten. Er entwickelt eine besondere Methode mit der er ihr Schaffen und ihre Konzentration noch einmal steigert. Aus dem Beobachten wird schließlich Forschung.

Das einzigartige an Daibers Vorgehen ist, dass er alle Bilder sammelt, beschriftet, und analysiert und dazu publiziert. Erhalten geblieben sind über 4.500 Zeichnungen der Jahre 1924 bis 1929.

Durch seine Methoden und Publikationen wird Wilhelm Daiber ein deutschlandweit bekannter Reformpädagoge.

Der Bestand Wilhelm Daiber ist ein besonderer Schatz für Kunsthistoriker:innen, Pädagog:innen, Volkskundler und Schulgeschichtsforscher:innen. Daiber hat die Sammlungen nach Unterrichtstagen und Klassen sortiert und sehr sorgfältig beschriftet. In Kombination mit dem Nachlass, der im Germanischen Nationalmuseum lagert und weiteren Einzelbeständen bei Privatleuten und in anderen Archiven ergibt sich ein einzigartiges Forschungsfeld zum frühkindlichen Zeichnen, zur Reformpädagogik der zwanziger Jahre aber generell auch zur Wahrnehmung des Alltags von Kindern in der Weimar Republik.

Sammlung Daiber, 1924

Der Bestand steht in den Räumen der Sammlung offen
für wissenschaftliche Forschung, aber gerne auch für Studierende
und Schülerinnen und Schüler:
Schulgeschichtlichen Sammlung der Universität Erlangen Nürnberg
Regensburger Straße 160, 90478 Nürnberg.

Kontakt und Terminvereinbarung: Schulmuseum@fau.de